Die im Schatten sieht man nicht

Die im Schatten sieht man nicht

Mexikanische Karikaturisten fordern: “No more blood – no más sangre”

Blog von Rubina Möhring

“Ja klar, es werden nur Mitläufer geduldet, Menschen mit eigenen Ideen werden ausgegrenzt”, heißt es in einem der Postings auf Gudrun Harrers Artikel über den syrischen Karikaturisten Ali Ferzat, der vergangene Woche in Damaskus krankenhausreif geprügelt worden ist. Der 60-Jährige war entführt und gefoltert worden. Seine bisher letzte Karikatur zeigt Staatsoberhaupt Bashar Assad, wie er sich in den fahrenden Wagen von Muammar Gaddafi schwingt.

Wer weiß, ob ihm ein so prominenter Artikel gewidmet worden wäre, schielten nicht gerade weltweit alle wie die Geier auf Syrien, das mögliche Schicksal dessen Herrschers Bashar Assad und der dortigen Revolutionsbewegung. Länder, in den es weniger spektakulär knallt, sind eben weniger interessant. Damit auch die Situation dortiger kritischer Journalisten und der Medienfreiheit per se. Wie sagt schon Bertold Brecht: die im Schatten sieht man nicht.


In Mexiko kamen allein seit Ende Juli zwei JournalistInnen gewaltsam zu Tode. In der Hafenstadt Veracruz Yolanda Ordaz de la Cruz, eine Polizeireporterin und Kolumnistin der lokalen Tageszeitung “Notiver”, in Culiacán Humberto Millán Salazar, zuletzt Herausgeber der Online-Zeitung “A-Diskussion” und Moderator des Senders “Radio Formula”.

Yolanda Ordaz de la Cruz war entführt und zwei Tage später, am 28. Juli, mit durchschnittener Kehle in der Nähe eines Medienhauses gefunden worden. Innerhalb des Bundesstaates Veracruz war sie die dritte JournalistIn, die in diesem Jahr ermordet worden war. Konsequent hatte sie kritisch die regionale Politik unter die Lupe genommen, über Korruption und gegen die Machenschaften krimineller Organisationen geschrieben.

Ähnlich Humberto Millán Salazar. Am 24. August hatte dieser gemeinsam mit seinem behinderten Bruder die Redaktion in der Stadt Culiacán im Bundesstaat Sinaloa verlassen, als zwei gedungene Mörder seinen Wagen stoppten und die beiden entführten. Der Bruder kam wieder frei, Humberto Millán Salazar wurde zwei Tage später aufgefunden: Tod durch Kopfschuss. Das Drogenkartell von Sinaloa ist übrigens eines der mächtigsten in Mexiko.

Laut Reporter ohne Grenzen ist gerade Mexiko für Journalisten nach wie vor eines der gefährlichsten Länder der Welt. Seit Anfang des Jahres 2010 kamen dort bereits 19 JournalistInnen gewaltsam zu Tode. Seit 2000 insgesamt 77 ReporterInnen, 23 KollegInnen sind seit dem Jahr 2003 vermisst. Reporter ohne Grenzen unterstützt deshalb die Kampagne der führenden mexikanischen Karikaturisten “No more blood – no más sangre”. In den internationalen Medien wird und wurde kaum über die Situation in Mexiko berichtet. Denn die im Schatten …